Woran denkst du, wenn du das Wort ‘Evangelist’ hörst? Sind das positive Bilder, die entstehen, wenn du Worte wie Evangelist oder Evangelisation hörst? Denkst du vielleicht an Billy Graham, den alten Prediger aus den USA? Oder vielleicht an Jimmy Swaggart und andere Tele-Evangelisten aus dem Fernsehen, mit ihren großen Kirchen, großen Gehalten und Jesus-unähnlichem Luxusleben? Vielleicht aber denkst du an eine Veranstaltung in der Kirche oder im Zelt, wo ein Evangelist gepredigt hat, und die Liebe Gottes wurde dir zum ersten Mal in deinem Leben richtig klar?
Wahrscheinlich werden die wenigsten von euch beim Hören des Wortes ‘Evangelist’ an Technologiefirmen gedacht haben. Aber wo viele Kirchen und Gemeinden in den letzten Jahren tendiert haben, sich von ‘Evangelist’ und ‘Evangelisation’ zu distanzieren, haben Techologie-Riesen wie Apple und Microsoft keine Scheu, diese Begriffe zu verwenden. (Was dann wiederum von den o.g. Gegnern dieser Begriffe in der Kirche als Bestätigung gesehen wird!) Es stimmt aber – Patric Boscolo, zum Beispiel, ist Evangelist bei Microsoft-Deutschland und Apple hat seit Jahren einen Chief-Evangelist.
Ich bin auch Evangelist. Nicht aber für eine Technologiefirma, sondern für meine Kirche. Ich muss aber auch zugeben, dass ich mit dem Begriff ‘Evangelist’ zwei Probleme habe. Erstens, stört es mich, dass so ein ‘christlicher’ Begriff wie ‘Evangelist’ (s. Epheser 4,11) mehr Akzeptanz in der Wirtschaftswelt findet, als in vielen Kirchengemeinden. Verrückt, oder? Ver-rückt, oder? Und zweitens – und bestimmt Grund des ersten Problems – sehr viele Christen (und Nichtgläubige) haben keine Ahnung, was ein wahrer Evangelist (im neutestamentlichen Sinne) ist! Ganz einfach – sie haben ein falsches Bild im Kopf und deswegen reagieren sie allergisch und wollen nichts mit Evangelisten und Evangelisation zu tun haben. Sie haben vielleicht mit so genannten ‘Evangelisten’ schlechte Erfahrungen gemacht: Leute, die sie konvertieren bzw. missionieren wollten; Leute, die ihnen schlechtes Gewissen machen wollen; Leute, die besser wissen und zu ihnen predigen wollen; Leute, die etwas verkaufen wollen; Leute, die einfach stören und nerven.
Ähnlich wie manchen Leuten, die ich diese Woche begegnet bin.
Ich bin im Urlaub in Sardinien. Ich liebe es am Strand zu liegen, ein Buch zu lesen und mich einfach auszuruhen. Aber es kommen alle paar Minuten Verkäufer vorbei, die mir etwas verkaufen wollen. Ich lehne nett ab, bedanke mich und zeige, dass ich kein Interesse habe. Zehn Minuten später sind sie wieder da und fragen, ob ich einen Hut oder eine Sonnenbrille kaufen will. Ich weiß nicht, ob ich mehr darüber genervt bin, dass sie mich stören, oder über die Tatsache, dass sie mich stören, obwohl sie sehen, dass ich eine Sonnenbrille und einen Hut schon trage. Sind meine wirklich so schlecht?!
Als ich mich in die Sonne wieder hingelegt habe, habe ich mich gefragt, ob wir Christen nicht auch manchmal so nervig sind, wenn wir versuchen, Menschen von unseren Glauben zu überzeugen. Zu oft sehen wir das Evangelium, den Glauben an Jesus, als eine Produkt, die wir ‘verkaufen’ müssen. Zu oft glauben Christen, dass wir verpflichtet sind, unseren Glauben mit anderen zu teilen. Und wir nerven (oder wir meiden das Thema ganz). Leider. Die christliche Botschaft ist aber keine Produkt! Das Evangelium (deutsch: ‘Gute Nachricht’) hat nichts mit verkaufen und vermarkten zu tun. Es gibt auch kein ‘Muss’, keinen Druck, keinen Zwang. Der christliche Glaube hat aber alles mit Teilen zu tun. Es hat mit Befreiung und Erlösung zu tun. Es hat mit Vergebung und Hoffnung zu tun. Mit Beziehung, mit Frieden, mit dem Sinn des Lebens zu tun. Es hat auch mit Umdenken, Umkehr und Neu-Beginn zu tun. Die christliche Botschaft ist gute Nachricht, die ich gern mit anderen teile. Ohne zu nerven. Ohne alles besser wissen zu wollen. Immer bereit, meinem Gesprächspartner zu zuhören. Seine Geschichte ist mir auch wichtig, nicht wahr?
Blessings,
Barry
Die christliche Botschaft ist gute Nachricht, die ich gern mit anderen teile. Ohne zu nerven. Ohne alles besser wissen zu wollen. Immer bereit, meinem Gesprächspartner zu zuhören. Seine Geschichte ist mir auch wichtig, nicht wahr?
Amen.
Hör niemals auf Bruder. Jesus liebt Dich und die Ewigkeit werden wir zusammen verbringen. Gott gehört alles.