Wusstest du, es gibt Ausländer und dann gibt es Ausländer? Bei einer Veranstaltung heute habe ich dies wieder erfahren. Ich habe bei dieser Veranstaltung von besorgten Bürgern meiner Stadt gehört, wie sie Angst haben, dass Flüchtlinge in Nachbarwohnungen einziehen. Es war diesen Bürgern sehr wichtig zu wissen, wo genau die Flüchtlinge herkommen. Scheinbar sind nicht alle Ausländer gleich. Einerseits klar. Andererseits irgendwie traurig.
Dies wurde mir aber wieder klar, als ich letzte Woche einen sehr interessanten Artikel (auf Englisch) über Ausländer in der Guardian-Zeitung gelesen habe. Weiße, aus sogenannten Erste-Welt-Ländern, die in andere Länder umziehen, nennen sich ‘expats‘. Dies ist eine Abkürzung für ‘expatriate‘, aus dem Lateinischen ex patria (out of the fatherland). Die umgezogenen Weißen nennen sich nicht ‘Migranten’. Auch nicht ‘Menschen mit Migrationshintergrund’. Nein, der Begriff ‘Migrant’ wird für andere ‘Ausländer’ aufgehoben, nämlich für Menschen aus sogenannten Dritte-Welt-Ländern.
Die Begriffe, die wir verwenden, um ‘Ausländer’ zu beschreiben, sagen viel aus. Begriffe beeinflussen unsere Einstellung gegenüber Fremden. Aber sind manche Ausländer irgendwie ‘besser’ als andere Ausländer? Als Nachbar eher erwünscht? Wen hättest du zum Beispiel gern in der Nachbarwohnung nebenan? ‘Expats’ oder ‘Flüchtlinge’? Auswanderer oder Migranten? Oder einfach nur… Menschen?
In erster Linie sind sie alle MENSCHEN! Das war mein Beitrag in der Runde heute. Labels sind unhilfreich, und im schlimmsten Fall können sie gefährlich sein. Labels stecken Menschen in Schubladen. Schlimm ist es, wenn Labels, wie ‘Expat’ verwendet werden, um Vorteile gegenüber anderen Auswanderern zu gewinnen. Schlimm ist es auch, wenn Labels, wie ‘Migranten’ dazu führen, dass Menschen schlecht abgestempelt werden. Die technische Begriffe sind natürlich wichtig, aber wir dürfen nie vergessen: in erster Linie handelt es sich um Menschen! Erst wenn ich einen Menschen, und kein ‘Label’, vor mir sehe, ist Beziehung möglich. Und darum muss es gehen – Beziehung! Trotz Unterschieden. Trotz Hautfarbe. Trotz Religion. Trotz Herkunft. Trotz Vorgeschichte. Wie dieses Video zeigt, ist Fremdenhass widerlich.
Ich bin Nordire und ich lebe in Deutschland. Das heißt, ich bin (k)ein Expat. Ich bin (k)ein Ausländer. Ich bin (k)ein Mensch mit Migrationshintergrund. Ich bin (k)ein Migrant.
Ich bin auch nur ein Mensch. Gott sei Dank.